Ach so – jetzt sind wir also beleidigt.
Nachdem Stadtratsmehrheiten genauer hingeschaut und die städtische Finanzierung gestoppt haben, ist die Empörung plötzlich groß. Dabei verfügt die Antidiskriminierungsstelle Heilbronn (Adi) nach eigenen Angaben über Rücklagen in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro. Von Existenzbedrohung kann also kaum die Rede sein. Genaues Hinsehen war offenbar nicht nur richtig, sondern längst überfällig.
Worum geht es bei der Adi eigentlich?
Die Antidiskriminierungsstelle Heilbronn berät Menschen, die sich wegen Herkunft, Religion, Geschlecht, Behinderung oder ähnlicher Merkmale diskriminiert fühlen. Finanziert wird sie mit öffentlichen Geldern – unter anderem durch die Stadt Heilbronn und das Land Baden-Württemberg. Kritisiert wird seit Jahren das Missverhältnis zwischen öffentlicher Wirkung, tatsächlicher Fallzahl und Personalaufwand: Zwei Teilzeitstellen bei vergleichsweise wenigen dokumentierten Beratungsfällen.
Bundesweite Bekanntheit durch einen Berliner beim Bäcker
In die Öffentlichkeit rückte die Adi vor allem durch den sogenannten „Berliner-Fall“: Eine Kundin beschwerte sich über dekorierte Faschingskrapfen mit angeblich stereotypen Figuren. Die Adi griff den Fall auf und schrieb den Bäcker an. Dieser wehrte sich, sprach von Tradition – und plötzlich ging ein lokaler Bäckereibetrieb bundesweit durch die Medien. Für viele war spätestens hier klar: Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Schaden stand in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Vorgang.
Der Kern der Kritik
Niemand bestreitet die Bedeutung echter Antidiskriminierungsarbeit. Kritisiert wird jedoch,
– dass mit Steuergeld Symbolfälle politisiert werden,
– dass die Fallzahlen überschaubar, der Aufwand aber hoch ist,
– und dass bei millionenschweren Rücklagen gleichzeitig der Eindruck entsteht, man sei auf jede kommunale Förderung existenziell angewiesen.
Fazit:
Wer öffentliche Gelder erhält, muss sich auch öffentlicher Kontrolle stellen. Das ist keine Schikane – das ist Pflicht gegenüber den Bürgern. Und wer auf kritische Fragen mit Beleidigtsein reagiert, liefert unfreiwillig selbst das beste Argument dafür, warum genaues Hinschauen notwendig ist.
zum Artikel der Heilbronner Stimme vom 06.12.2025