Heilbronn: Wirtschaftsstark, aber gesundheitspolitisch schwach aufgestellt?
Der Hausärztemangel in Heilbronn verschärft sich weiter.
Besonders der Stadtteil Kirchhausen leidet unter dem Hausärztemangel.
Heilbronn gehört zu den wirtschaftlich stärksten Städten Deutschlands. Der Einfluss des Schwarz-Konzerns, ein überdurchschnittliches Steueraufkommen und ambitionierte Großprojekte wie der geplante KI-Campus oder eine städtische Seilbahn belegen, dass Geld in der Stadt vorhanden ist – und ausgegeben wird. Doch ausgerechnet im Bereich der medizinischen Grundversorgung – einer der elementarsten Bedürfnisse der Bevölkerung – zeigt sich ein wachsendes strukturelles Defizit.
Der aktuelle Weggang des Hausarztes Dr. Mark Glasauer aus Kirchhausen nach Fürfeld ist kein Einzelfall. Es ist bereits der zweite Arzt in kurzer Zeit, der die Stadt Heilbronn in Richtung Bad Rappenau verlässt – ausgerechnet in eine Kommune, die gezielt mit finanziellen Anreizen und praktischer Unterstützung neue Mediziner anzieht.
➤ Woran liegt’s?
Während Bad Rappenau gezielt zwei Millionen Euro einsetzt, um Ärzte an sich zu binden, bietet Heilbronn nach wie vor einen maximal fünfstelligen Anreizrahmen (30.000 € für Übernahmen, 60.000 € für Raumsuche). Im Verhältnis zu anderen Investitionen – etwa im Bereich KI, Stadtentwicklung oder Verkehrsexperimente – wirkt diese Summe geringfügig, fast symbolisch. Das empfinden auch die Menschen in Kirchhausen so, wie Bezirksbeiratssprecher Theo Rappold deutlich formulierte:
„Die Basics gehen verloren.“
➤ Und nun auch noch Unruhe bei den SLK-Kliniken
Als wäre die hausärztliche Versorgung nicht schon kritisch genug, ist nun auch im stationären Sektor Unruhe ausgebrochen. Bei den SLK-Kliniken, dem zentralen Gesundheitsversorger der Region, mehren sich die Anzeichen für strukturelle und personelle Spannungen. In der Öffentlichkeit ist davon bislang nur wenig bekannt – doch wer dem Flurfunk im Aufsichtsrat lauscht, weiß: Der eigentliche Hammer kommt erst noch.
➤ Ein Vorschlag mit Vorbildcharakter:
Die Stadt Heilbronn sollte nicht nur zuschauen, sondern gestalten. Wenn es einen Bereich gibt, in dem sofortiges Handeln notwendig ist, dann ist es die Gesundheitsversorgung.
Konkret fordert die AfD-Fraktion:
Ein städtisches Prämienprogramm mit einer Fördersumme von bis zu 150.000 € pro Praxisgründung oder Übernahme, speziell in Stadtteilen mit Unterversorgung wie Kirchhausen, Frankenbach, Biberach oder Klingenberg.
Diese Summe kann sich aus direkten Zuschüssen, Mietübernahmen, Einrichtungshilfen und Digitalisierungspaketen zusammensetzen.
Die Auszahlung erfolgt gestaffelt über fünf Jahre, um eine nachhaltige Bindung zu gewährleisten.Zusammenarbeit mit dem Landkreis intensivieren:
Der Landkreis Heilbronn geht bereits mit gutem Beispiel voran. Über das Landratsamt werden Mediziner aktiv gefördert, durch Förderprogramme begleitet und teils sogar im dualen System ausgebildet.
Diese Konzepte funktionieren. Im Landkreis konnten bereits mehrere neue Hausärzte gewonnen und gehalten werden.
Heilbronn sollte sich daran beteiligen, Ressourcen bündeln und nicht als isolierte Stadt, sondern als Teil eines regionalen Gesundheitsraumes denken.Öffentliches Commitment für Gesundheitsversorgung als kommunale Priorität:
Die Stadt muss deutlich machen, dass sie nicht nur Prestigeprojekte, sondern auch die Grundversorgung als Zukunftsaufgabe begreift.
Das bedeutet: Mehr Kommunikation, mehr Sichtbarkeit, mehr Unterstützung für das, was wirklich zählt – auch für jene, die vielleicht keine Schlagzeilen machen, aber Leben retten.
Fazit:
Heilbronn kann sich nicht leisten, noch mehr Hausärzte zu verlieren.
Wer Millionen für KI und Seilbahnen hat, muss auch sechsstellige Beträge für Arztpraxen bereitstellen.
Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf, dass sich die Stadt nicht abgehoben, sondern verantwortungsvoll und vorausschauend um ihre medizinische Zukunft kümmert.